ICh wollte nach 10 Jahren Keine Sozialarbeiterin mehr sein

Ich wollte eigentlich nie aufgeben. Aber irgendwann kam dieser Punkt, an dem ich morgens auf dem Parkplatz saß und einfach nicht aussteigen konnte. Zehn Jahre in der Sozialarbeit – und plötzlich fühlte sich alles schwer an.

Nicht die Menschen, mit denen ich gearbeitet habe. Nicht die Jugendlichen, die ich begleitet habe. Sondern das System drumherum.

Man lernt, empathisch zu sein, Grenzen zu setzen, professionell zu bleiben. Aber niemand bereitet dich auf das Gefühl vor, wenn du merkst: Es reicht einfach nicht. Wenn du alles gibst – und trotzdem an Strukturen scheiterst. Wenn du weißt, was helfen würde – aber kein Budget da ist. Wenn du nachts wachliegst, weil du weißt, dass jemand durchs Raster fällt.

Soziale Arbeit ist kein Beruf, den man um 16 Uhr ablegt. Sie kriecht unter die Haut. Und manchmal brennt sie dich leise aus.

Ich erinnere mich an eine Teamsitzung, in der ich dachte: Ich kann das nicht mehr. Zu viele Akten, zu wenig Mensch. Zu viel Verantwortung, zu wenig Rückhalt. Ich hatte das Gefühl, dass alles, wofür ich mal angefangen hatte, irgendwo zwischen Excel-Tabellen und Förderlogik verloren ging. Ich war leer.

Es war kein großes Ereignis, das mich gerettet hat. Es war ein Gespräch. Mit einer Kollegin, die sagte: „Wir verändern das System nicht, wenn wir alle gehen.“ Das hat gesessen. Ich habe mich erinnert, warum ich das tue. Weil Menschen wie wir gebraucht werden. Weil jede kleine Veränderung zählt. Weil Aufgeben zwar verständlich, aber keine Lösung ist.

Ich habe gelernt, Pausen zu machen. Ich habe gelernt, nicht alles tragen zu wollen. Und ich habe gelernt, dass Stärke manchmal bedeutet, sich Hilfe zu holen.

Ich teile das, weil ich weiß, dass viele von euch gerade genau da sind, wo ich war. Erschöpft, überfordert, und trotzdem mit Herz dabei. Wenn du das liest, bitte glaub nicht, dass du schwach bist, wenn du zweifelst. Das ist menschlich. Und vielleicht ist genau das unsere größte Stärke in der Sozialarbeit: dass wir fühlen – und trotzdem weitermachen.

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